Rundgänge zur Demokratie- und Gewerkschaftsgeschichte
Stadtführungen durch ein etwas anderes Konstanz
Geschichte von unten
Es gab eine Zeit, in der Konstanz als »Hort der Freiheit« galt: Von hier zogen 1848 demokratische Revolutionäre nach Norden, um die Monarchie zu stürzen. Andere Ereignisse der Weltgeschichte fanden in der Provinzstadt an der Schweizer Grenze ebenfalls ihren Widerhall. Auch hier gab es Menschen, die gegen Repression und für ein besseres Leben aufbegehrten. Zur Zeit des Sozialistengesetzes 1878–1890 etwa, indem sie oppositionelle Schriften ins Land schmuggelten. Oder im September 1919, als hungernde Gewerkschafter:innen das Rathaus stürmten. Und natürlich während der Nazizeit, als mutige Konstanzer:innen Verfolgten über die Grenze in die Schweiz halfen.
Wo trug sich dies alles zu? In welchen Lokalen trafen sich die Konstanzer Sozialist:innen? Wie tricksten sie die autoritären Behörden aus? Wo bildeten sich die Arbeiter:innen weiter? Und wie kämpften sie für kürzere Arbeitszeiten und halbwegs anständige Löhne?
Auf den Rundgängen durch die Demokratiegeschichte zeigen wir Ihnen, wie sich Menschen in Konstanz für ihre Rechte einsetzten. Wir führen Sie zu Orten, deren historische Bedeutung in Vergessenheit geraten ist. Wir stellen Ihnen politisch und gewerkschaftlich engagierte BürgerInnen vor – wie den Sozialisten Joseph Belli, den Antifaschisten Georg Elser, GewerkschafterInnen wie Karl Großhans und Johanna Hemm. Und nebenbei vermitteln wir Ihnen, dass der demokratische Widerspruch auch heute in Konstanz lebendig ist.
Wir bieten zwei Rundgänge an:
Route Altstadt-Süd
Demokratiegeschichte(n)
Der Rundgang führt vom Bahnhof über die Marktstätte durch die Hussenstraße und über den Bodanplatz zur Schweizer Grenze und weiter ins Paradies.
Wo debattierten in den 1870er Jahren Sozialisten und GewerkschafterInnen ihre Pläne für ein besseres, menschenwürdiges Leben? An welchen Stellen schmuggelten sie in repressiven Zeiten Schriften ins Land? Wo trafen sie sich zu Kundgebungen? Wieso feierten sie früher den 1. Mai lieber in Kreuzlingen? Warum hüpften Tausende BesucherInnen des Internationalen Sozialistenkongresses 1905 über den Grenzbach nach Kreuzlingen? Wo blockierten Nazis die Auslieferung des sozialdemokratischen Konstanzer Volksblatts? Und welchen Weg nahm Georg Elser am 8. November 1939 zur Grenze, während seine Bombe im Münchner Bürgerbräukeller hinter Hitler noch tickte?
Entlang der Route hören wir viele Geschichten – über mutige Menschen, konspirative Grenzwechsel, anrüchige Kneipen und kühne Widerstandsaktionen.
Dauer: ca. 1,5 Stunden
Treffpunkt: Bahnhof
Route Altstadt-Nord
Revolution und Protest
Der Rundgang führt vom Hafen über die Marktstätte und am Rathaus vorbei zum Stephansplatz und weiter in die Niederburg – also von einem der vielen Schauplätze des kollektiven Aufbegehrens zum nächsten.
Was ist damals im April 1848 genau passiert? Woran scheiterte das Aufbegehren? Wo haben Sozialdemokraten ihre verbotenen Zeitungen versteckt? Wann gründete sich der Konstanzer Frauenstimmrechtsverein? In welchem Lokal forderten am 1. Mai 1890 rund 400 Arbeiter den Achtstundentag? Warum rebellierten in Konstanz stationierte Soldaten gegen die konservative Presse? Welche Strukturen schufen sich die außerparlamentarischen Bewegungen ab 1968? Und wo trat in den 1980er-Jahre das legendäre Konstanzer Gewerkschaftskabarett »Menschen – zufällig weiblich« auf?
Auf dem Rundweg gibt es viele Geschichten zu erzählen – über entschlossene Demokraten, freche Maurer, emanzipierte Frauen und viele andere.
Dauer: ca. 1,5 Stunden
Treffpunkt: Historische Hafenuhr
Kosten und Termine
Die Stadtführungen kosten pro Person 10 Euro (ermäßigt: 9 Euro). Gruppen bis 15 Personen zahlen 110 Euro, bei einer Gruppengröße von (maximal) 20 Personen berechnen wir 120 Euro. Der Preis für Schulklassen und Gewerkschaftsjugendgruppen liegt bei 85 Euro.
Haben Sie Interesse an einer Führung? Dann füllen Sie bitte das unten stehende Formular aus. Je nach gewünschter Route antworten Ihnen dann Daniela Frey (Altstadt-Nord) oder Dr. Johann-Peter Regelmann (Altstadt-Süd)